An Lisimenen.

1.


LIsimene liebstu nicht?

Wilstu ewig einsam leben?

Soll der augen sternend licht

Mir nicht die vergnügung geben?

Ach die sonnen sind zu schöne /

Lisimene!


2.


Ist der lippen ihr rubin

Vor die todten nur erkohren?

Gibst du so die rosen hin /

Die vor götter sind gebohren?

Ach der purpur ist zu schöne /

Lisimene!


3.


Trägt nicht deine zarte hand /

Der die perle nicht zu gleichen

Ein verwundtes hertz im band?

Kan dich dieses nicht erweichen?

Ach die hände sind zu schöne /

Lisimene![95]


4.


Es hängt an dem weissen schild /

Der die runden hügel träget /

An dem halse ja ein bild /

Da Cupido drauff gepräget.

Ach der hals der ist zu schone /

Lisimene!


5.


Soll der marmel deiner brust /

Welchen du mit fleiß verhüllet /

Nicht zum lieben tragen lust /

Wenn er auff und nieder quillet?

Ach die äpffel sind zu schöne /

Lisimene!


6.


Ach ich bitte / zürne nicht /

Daß ich neulich auff der wiesen

Gantz verstohlen / o mein licht!

Konte deinen leib erkiesen.

Ach der leib der war zu schöne /

Lisimene!


7.


Es tritt dein geschickter fuß

Die betrübte einsamkeiten /

Wie ich gleube / mit verdruß /

Weil ich ihn nächst sahe gleiten.

Ach die füsse sind zu schöne /

Lisimene!


8.


Schönste / nimst du den nicht an /

Der sich itzt vor deinem throne[96]

Leget als dein unterthan?

Giebst du dich ihm nicht zu lohne?

Nein! ach nein! du bist zu schöne /

Lisimene![97]

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Erster [bis dritter] Theil, Band 3, Leipzig 1697-1703.
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