Am Fest der heiligen drey Könige


Das Geistliche Geschenke

[80] Nach der Singweise des Ps. M. Opitzens.


1.

O Jesu, wann ich suche dich,

So weiset mich die Welt von sich,

Die ganz wie Salem ist verblendet.

Ach sie ist freylich nicht der Ort,

Dahin, O HERR, dein Göttlichs Wort

Mich als der Leitstern zu dir sendet.
[80]

2.

Nun, ist es nicht Jerusalem,

Wolan, so sey es Bethlehem

U nur ein Stall voll Armutwesen.

Mir ist gantz wohl in allem Weh,

Imfall ich, Jesu, dich nur seh,

Imfall ich mag bey dir genesen.


3.

Ach mach mein Herze dir bequem

Und laß es seyn dein Bethlehem,

Sey stäts darinnen neugebohren!

Ich kan verlachen Noht und Tod,

Wann ich von dir, du Himmelbrod,

Also zum Hause werd erkohren.


4.

Will dort der Jud nit kennen dich,

O Christe, deines Volks bin ich,

Ein Christ bin ich nach dir genennet.

Dir auch mein Taufbund mich verband,

Und ich wohn hier in deinem Land.

Sonst keinen Herrn mein Herz erkennet.


5.

Gern will ich streiten, O mein Gott,

Hier wider deiner Feinde Rott:

Gib mir nur deines Geistes Waffen.

Gern will ich meiden, was ich sol,

Und thun, was dir gefället wohl,

Nur meine Schwachheit wollst nit straffen.


6.

Den grossen Herren schenkt man hier.

Was kan ich, Jesu, schenken dir?

Nimm hin mein rauchends Andacht-Herze,

Nimm hin die Myrrhen wahrer Reu,

Nimm Gold des Glaubens auch darbey:

Hilf, daß mein Schenken sey kein Scherze.


7.

Die Seel, den Leib und alle Haab,

Was deine Gnade, Herr, mir gab,

Das gib ich dir zu Dienste wieder.

Ich will auch meine Ehrenkron

Alldort vor deines Reiches Thron,

Mein König Jesu, legen nieder.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 80-81.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Frau Beate und ihr Sohn

Frau Beate und ihr Sohn

Beate Heinold lebt seit dem Tode ihres Mannes allein mit ihrem Sohn Hugo in einer Villa am See und versucht, ihn vor möglichen erotischen Abenteuern abzuschirmen. Indes gibt sie selbst dem Werben des jungen Fritz, einem Schulfreund von Hugo, nach und verliert sich zwischen erotischen Wunschvorstellungen, Schuld- und Schamgefühlen.

64 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon