[Maria, wo bist zur Stube gewesen?]

[88] Mutter


Maria, wo bist zur Stube gewesen?

Maria, mein einziges Kind!


Kind


Ich bin bei meiner Großmutter gewesen.

Ach weh! Frau Mutter, wie weh!


Mutter


Was hat sie dir dann zu essen gegeben?

Maria, mein einziges Kind!


Kind


Sie hat mir gebackene Fischlein gegeben.

Ach weh! Frau Mutter, wie weh!


Mutter


Wo hat sie dir dann das Fischlein gefangen?

Maria, mein einziges Kind!


Kind


Sie hat es in ihrem Krautgärtlein gefangen.

Ach weh! Frau Mutter, wie weh!


Mutter


Womit hat sie denn das Fischlein gefangen?

Maria, mein einziges Kind!


[88] Kind


Sie hat es mit Stecken und Ruten gefangen.

Ach weh! Frau Mutter, wie weh!


Mutter


Wo ist denn das Übrige vom Fischlein hinkommen?

Maria, mein einziges Kind!


Kind


Sie hat's ihrem schwarzbraunen Hündlein gegeben.

Ach weh! Frau Mutter, wie weh!


Mutter


Wo ist denn das schwarzbraune Hündlein hinkommen?

Maria, mein einziges Kind!


Kind


Es ist in tausend Stücke zersprungen.

Ach weh! Frau Mutter, wie weh!


Mutter


Maria, wo soll ich dein Bettlein hinmachen?

Maria, mein einziges Kind!


Kind


Du sollst mir's auf den Kirchhof machen.

Ach weh! Frau Mutter, wie weh!


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 88-89.
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Märchen / Ausgewählte Gedichte (Fischer Klassik)

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