|
[2] 3. An die Mutter
Hannover. Freitag. Abends 4 Uhr.
[vor dem 22. November 1850]
Liebe Mutter.
Gerland hat mir diesen Nachmittag, während ich zur Schule war, Butter u. Thee gebracht. Die Büchse zu der erstern war zerbrochen. – Da ich nicht wußte ob ihr das Muster hübsch u. paßend finden würdet, so habe ich daßelbe nicht unmittelbar auf die Pantoffeln zeichnen mögen; Stegmann kann es ja leicht mal durchprickeln. Es wird zu beiden Paaren paßen. – Die Louis d'or werde ich hier zu 16 ggr nicht los werden; ich will mir deshalb von Gerland nur das Geld geben laßen. Und zwar:
für 2 Monat Miethe – 8 rth 16 ggr
für 2 Monat Eßen – 8 rth – ggr
Für 1/2 Klafter Holz – 3 rth 12 ggr
Für Zerhauen deßelben – – rth 12 ggr
Für den Rahmen zu
meinem Bilde 1 rth 12 ggr
Für Schubarths Tabellen.1 rth 16 ggr
Summa 23 rth 20 ggr
Für Schreibmaterial
u. Theater 1 rth – ggr
Summa Summarum 24 rth 20 ggr.
Nach Lüethorst denke ich jedenfalls zu reisen u. zwar am Sonnabend od. Sonntag vor Weihnachten. – Es wäre mir lieb, wenn mir bis dahin noch ein Paar Stiefel gemacht werden könnte.
Grüße alle. Dein
WB.
Buchempfehlung
In der Nachfolge Jean Pauls schreibt Wilhelm Raabe 1862 seinen bildungskritisch moralisierenden Roman »Der Hungerpastor«. »Vom Hunger will ich in diesem schönen Buche handeln, von dem, was er bedeutet, was er will und was er vermag.«
340 Seiten, 14.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro