Danklied für die Verkündigung des Friedens
Gott Lob! Nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort

[285] 1.

Gott Lob! Nun ist erschollen

Das edle Fried- und Freudenwort,

Daß nunmehr ruhen sollen

Die Spieß und Schwerter und ihr Mord.

Wohlauf und nimm nun wieder

Dein Saitenspiel hervor,

O Deutschland, und sing Lieder

Im hohen vollen Chor.

Erhebe dein Gemüte

Zu deinem Gott und sprich:

Herr, deine Gnad und Güte

Bleibt dennoch ewiglich!
[285]

2.

Wir haben nichts verdienet

Als schwere Straf und großen Zorn,

Weil stets noch bei uns grünet

Der freche schnöde Sündendorn.

Wir sind fürwahr geschlagen

Mit harter, scharfer Rut,

Und dennoch muß man fragen:

Wer ist, der Buße tut?

Wir sind und bleiben böse,

Gott ist und bleibet treu,

Hilft, daß sich bei uns löse

Der Krieg und sein Geschrei.


3.

Sei tausendmal willkommen,

Du teure werte Friedensgab!

Jetzt sehn wir, was für Frommen

Dein Bei-uns-wohnen in sich hab;

In dir hat Gott versenket

All unser Glück und Heil.

Wer dich betrübt und kränket,

Der drückt sich selbst den Pfeil

Des Herzleids in das Herze

Und löscht aus Unverstand

Die güldne Freudenkerze

Mit seiner eignen Hand.


4.

Das drückt uns niemand besser

In unser Herz und Seel hinein

Als ihr zerstörten Schlösser

Und Städte voller Schutt und Stein;

Ihr vormals schönen Felder

Mit frischer Saat bestreut,

Jetzt aber lauter Wälder

Und dürre wüste Heid;

Ihr Gräber voller Leichen[286]

Und blutgen Heldenschweiß

Der Helden, derengleichen

Auf Erden man nicht weiß.


5.

Hier trübe deine Sinnen,

O Mensch, und laß die Tränenbach

Aus beiden Augen rinnen,

Geh in dein Herz und denke nach:

Was Gott bisher gesendet,

Das hast du ausgelacht,

Nun hat er sich gewendet

Und väterlich bedacht,

Vom Grimm und scharfen Dringen

Zu deinem Heil zu ruhn,

Ob er dich möchte zwingen

Mit Lieb und Gutestun.


6.

Ach, laß dich doch erwecken,

Wach auf, wach auf, du harte Welt,

Eh als das harte Schrecken

Dich schnell und plötzlich überfällt!

Wer aber Christum liebet,

Sei unerschrocknes Muts,

Der Friede, den er gibet,

Bedeutet alles Guts.

Er will die Lehre geben:

Das Ende naht herzu,

Da sollt ihr bei Gott leben

In ewgem Fried und Ruh.

Quelle:
Paul Gerhardt: Dichtungen und Schriften, München 1957, S. 285-287.
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