Himmelstrauer

[64] Am Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke,

Die düstre Wolke dort, so bang, so schwer;

Wie auf dem Lager sich der Seelenkranke,

Wirft sich der Strauch im Winde hin und her.


Vom Himmel tönt ein schwermutmattes Grollen,

Die dunkle Wimper blinzet manches Mal, –

So blinzen Augen, wenn sie weinen wollen, –

Und aus der Wimper zuckt ein schwacher Strahl. –


Nun schleichen aus dem Moore kühle Schauer

Und leise Nebel übers Heideland;

Der Himmel ließ, nachsinnend seiner Trauer,

Die Sonne lässig fallen aus der Hand.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 64.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Faust: Ein Gedicht
Gedichte
Die schönsten Gedichte
Gedichte (insel taschenbuch)
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)