14.

[469] Wo für Metall feil Glauben und Tugend ist,

Gilt als Verdienst wegstoßende Sprödigkeit:

Daß du mir ausweichst, weckt in mir erst

Deiner Umarmungen süße Sehnsucht.


Reiz lockt und Schönheit, deren die Welt entlang

Kein reicher Maß ausspendete Gott als hier;

Doch schmerzt die Habsucht Jeden, welchem

Liebe beglückender als Genuß dünkt.


Huldreiches Wort anhören mit offener Hand,

Was kennt das Herz Unedleres? Ach, es klagt,

Daß, Gleich der Pest, Leichtsinn entstelle

Solche Gebärden und solche Züge!


Noch setzt in dich mein Gläubiger Mut indes

Sein fest Vertraun, hofft liebebetört, es sei

Voll Zartgefühl dein Busen, deine

Wange die Wange der Scham und Unschuld.
[469]

Dies macht verklärt dein Auge, das meine sieht,

Wie deines Leibs Gliedmaßen Unsterblichkeit

Ausdrücken. Nun erst mag in vollen

Wonnepokalen die Seele schwelgen.

Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 469-470.
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