[Wenn vor dem Schlaf in tiefer Nacht zum Beten]

[192] Wenn vor dem Schlaf in tiefer Nacht zum Beten

Mein Herz inbrünstig kehrt, ein heilges Weinen

Sich sehnet nach den stillen Todesstäten,

Nahn Engel, die mit mildem Licht erscheinen.


Wie ich den Blick versteh, muß vor mich treten

Dein holdes Bild, dein süsses Blicken, meinen

Thränen du lächelst, mir ist als umwehten

Mich Himmelsdüft' in Paradieseshainen.


Schlummernd streck' ich die Händ in schöner Trauer,

Im Herzen bist du, quillst aus allen Thränen,

Nun wollen Arme dich und Busen fassen;


Du weichst mit stillem Wink wie Nebelschauer:

Stets blieb des Lebens Schönstes mir ein Wähnen,

Es zog hinweg, hat einsam mich gelassen.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 1, Heidelberg 1967, S. 192-193.
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