An Denselben

[73] Wenn das Gewühl der Welt mit tausend Banden

Um Auge, Sinn und Herz sich wollte stricken,

So durft' ich nur in deine Augen blicken

Und alle Zweifel, alle Räthsel schwanden.


Ich sah wie sich die giftgen Schlangen wanden,

Den Vater samt den Kindern zu erdrücken,

Und wie kein Gott wollt' Hülfe niederschicken,

Fast unbewußt die Armen hülflos standen.


So wird der Mensch von Angst und Pein getrieben,

Der stolz und zornig der, in Lüsten glühend,

Von Habsucht der erstickt, von giftgem Neide:


Dann sah ich dich in stiller frommer Freude

Im ewigen Gebete niederknieend

Einsam Natur und Gott und Himmel lieben.

Quelle:
Ludwig Tieck: Gedichte. Teil 2, Heidelberg 1967, S. 73-74.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Romanzen Und Balladen Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert: Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Gedichte Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert, Volume 2 (Paperback)(German) - Common
Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Romanzen Und Balladen Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert: Vollst Ndige Sammlung Klassischer Und Volksth Mlicher Deutscher Gedichte Aus Dem 18. Und 19. Jahrhundert, Volume 1 (Paperback)(German) - Common
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Schriften in zwölf Bänden: Band 7: Gedichte
Schriften in zwölf Bänden: Band 7: Gedichte