Böttiger

[272] Böttiger, 1) Karl August, Archäolog, geb. 8. Juni 1760 zu Reichenbach in Sachsen, gest. 17. Nov. 1835 in Dresden, studierte in Leipzig Philologie, ward 1784 Rektor in Guben, 1791 Konsistorialrat und Direktor des Gymnasiums in Weimar und ging 1804 als Studiendirektor der kurfürstlichen Pagen nach Dresden, wo er 1814 mit der Oberinspektion der königlichen Museen der Antiken betraut wurde. Seine zahlreichen Schriften sind veraltet und nur noch des gesammelten Materials wegen brauchbar. Hervorzuheben sind: »Sabina, oder Morgenszenen im Putzzimmer einer reichen Römerin« (Leipz. 1803; 3. Ausg. von Fischer, M.-Gladb. 1878) und »Amalthea, oder Museum der Kunstmythologie und bildenden Altertumskunde« (Leipz. 1820–25, 3 Bde.). Vgl. K. W. Böttiger, Karl August B. (Leipz. 1837).

2) Karl Wilhelm, Geschichtschreiber, Sohn des vorigen, geb. 15. Aug. 1790 in Bautzen, gest. 26. Nov. 1862 in Erlangen, studierte Theologie und Philologie, dann Geschichte, habilitierte sich 1817 in Leipzig, wurde 1819 außerordentlicher, 1821 ordentlicher Professor der Geschichte in Erlangen und 1822 zweiter Universitätsbibliothekar. B. schrieb eine »Geschichte des Kurstaats und Königreichs Sachsen« (Hamb. 1836; 2. Aufl., hrsg. von Flathe, Gotha 1868–70, 2 Bde.), die trotz ihrer Oberflächlichkeit noch heute benutzt wird.

3) Karl Wilhelm, schwed. Dichter, geb. 15. Mai 1807 in Westerås, gest. 22. Dez. 1878 in Upsala, studierte in Upsala, wo er Doktor der Philosophie, Dozent und Amanuensis bei der Bibliothek wurde, bereiste 1835 Deutschland, Holland, Frankreich und Italien, wurde 1847 Mitglied der schwedischen Akademie und 1856 Professor der Ästhetik, 1858 der neuern Sprachen und Literaturen in Upsala. Seinem Erstlingswerk: »Jugenderinnerungen aus Stunden des Gesanges« (Upsala 1830, 3. Aufl. 1833), ließ er eine zweite Sammlung von Gedichten (»Neuere Gesänge«, 1833), die viele gelungene Übersetzungen Uhlandscher Romanzen enthält, und eine dritte (»Lyrische Stücke«, 1839) folgen. Auch eine schwedische Übersetzung von Tassos »Befreitem Jerusalem« (1842 bis 1851) und Dantes »Göttlicher Komödie« (1845–1851) verdankt man ihm. Böttigers Gedichte sind durchweg anmutig und von großer Formvollendung. Sehr geschätzt werden auch seine literarhistorischen Monographien in den Schriften der schwedischen Akademie. Für die Gesamtausgabe der Werke seines Schwiegervaters Esaias Tegnér schrieb er dessen Biographie (1847). Seine »Gesammelten Werke« erschienen in 6 Bänden (Upsala u. Stockh. 1856–81), eine Auswahl seiner Gedichte zuletzt Stockholm 1895, und in deutscher Sprache daselbst 1844.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 272.
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