Baltzer

[314] Baltzer, 1) Johann Baptista, kath. Theolog, geb. 16. Juli 1803 in Andernach, gest. 1. Okt. 1871 in Bonn, studierte 1823–27 in Bonn unter Georg Hermes (s. d.), seit 1830 Professor der Theologie zu Breslau. Wegen seiner Festigkeit in Sachen der wissenschaftlichen Überzeugung ward er, nachdem er auch Anton Günther (s. d.) verteidigt hatte, 1862 durch den Fürstbischof Förster suspendiert, vom königlichen Disziplinarhof zwar freigesprochen, aber von der Regierung 1864 preisgegeben. 1870 erklärte er sich gegen das Infallibilitätsdogma und starb als Altkatholik. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Das christliche Seligkeitsdogma, eine Streitschrift« (2. Aufl., Mainz 1844), dazu als Fortsetzung 2 Hefte »Theologische Briefe« (das. 1844 u. Bresl. 1845); »Neue theologische Briefe an Anton Günther« (das. 1853); »Über die Anfänge der Organismen und die Urgeschichte des Menschen« (4. Aufl., Paderb. 1873); »Die biblische Schöpfungsgeschichte« (Leipz. 1867–72, 2 Bde.). Vgl. Friedberg, Joh. Bapt. B. (Leipz. 1873); Melzer, J. B. Baltzers Leben (Bonn 1877).

2) Eduard, freigemeindlicher Schriftsteller, geb. 24. Okt. 1814 zu Hohenleine in der Provinz Sachsen, gest. 24. Juni 1887 in Grötzingen bei Durlach, ward 1841 Hospitalprediger zu Delitzsch. Als ihm wegen Beteiligung an den lichtfreundlichen Bewegungen die [314] Bestätigung der Wahl zum Pfarrer erst in Halle, dann in Nordhausen versagt wurde, gründete er hier 5. Jan. 1847 eine Freie Gemeinde, der er bis 1881 vorstand. B. verfaßte zahlreiche religionswissenschaftliche Schriften, unter denen die »Grundlinien der Religionswissenschaft« (2. Aufl., Nordhaus. 1879) hervorzuheben sind. Als Vorkämpfer des Vegetarianismus gab er seit 1868 das »Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise« heraus und schrieb: »Die natürliche Lebensweise« (4 Tle., Nordh. 1867–72, u. ö.), »Vegetarisches Kochbuch« (14. Aufl., das. 1900).

Verschiedene Baluster.
Verschiedene Baluster.

3) Richard, Mathematiker, geb. 27. Jan. 1818 in Meißen, gest. 7. Nov. 1887 in Gießen, wo er seit 1869 eine Professur bekleidete. Er schrieb: »Theorie und Anwendung der Determinanten« (Leipz. 1857, 5. Aufl. 1881), das erste ausführliche deutsche Werk über diesen Gegenstand; »Die Elemente der Mathematik« (7. Aufl., das. 1885, 2 Bde.); »Analytische Geometrie« (das. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 314-315.
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