Chambéry

[869] Chambéry (spr. schang-), früher Hauptstadt des Herzogtums, gegenwärtig des franz. Depart. Savoyen, an der Laisse und der Albane, zwischen Gärten und Landhäusern in einem weiten, von Bergen umkränzten Tal (269 m ü. M.). Knotenpunkt an der Eisenbahn von Lyon nach Turin. Unter den Gebäuden sind hervorzuheben: die kleine gotische Kathedrale (aus dem 14. und 15. Jahrh.), das Stadthaus, der moderne Justizpalast (vor demselben das Denkmal des Juristen Favre), das Theater, die Kaserne und das alte, zu Anfang des 19. Jahrh. restaurierte Schloß mit schöner Kapelle. In mitten der Boulevards erhebt sich der Elefantenbrunnen zu Ehren des Generals de Boigne, der sein Vermögen der Stadt vermachte. 1892 wurde in C. ein Denkmal der Vereinigung Savoyens mit Frankreich (1792) errichtet. C. zählt (1901) 20,705 Einw., die sich besonders mit Fabrikation von Seidengaze und Seidenstrümpfen, Tuch, Handschuhen, Pavier etc., mit Weinbau, Steinkohlengewinnung und Handel beschäftigen. C. ist Sitz eines Erzbischofs, eines Präfekten, eines Appellhofs und Handelsgerichts; außerdem besitzt es ein großes Seminar, ein Lyzeum, ein Lehrerseminar, eine Musikschule, ein Taubstummeninstitut, ein Kunst-, ein Altertumsmuseum, Gemäldegalerie, eine Bibliothek mit 25,000 Bänden, einen botanischen Garten mit Naturalienkabinett, eine Akademie etc. Erwähnenswerte Punkte der Umgebung sind die Schwefelquellen von Challes (10,5°) und das durch Rousseau berühmte Landhaus Les Charmettes.-C. wird zuerst 1029 als Camberiacum in Urkunden erwähnt. Um 1232 erbaute Graf Thomas das Schloß von C., worauf die Stadt zur Hauptstadt von Savoyen erklärt wurde. C. geriet wiederholt in die Gewalt der Franzosen, die es aber schließlich räumten. 1730 ließ sich der Exkönig Viktor Amadeus II. von Sardinien hier nieder. Von 1792–1814 war C. unter französischer Herrschaft der Hauptort des Departements Montblanc. Im zweiten Pariser Frieden vom 20. Nov. 1815 kam C. an Sardinien zurück, 1860 ward es mit Savoyen von neuem an Frankreich abgetreten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 869.
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