Einhard

[453] Einhard (Eginhart, Einhart), der Biograph Karls d. Gr., der bedeutendste Geschichtschreiber jener Zeit, um 770 im Maingau in Ostfranken geboren, gest. 14. März 840, ward im Kloster zu Fulda gebildet und von dort seiner hervorragenden Befähigung wegen an den Hof Karls d. Gr., den Mittelpunkt geistigen Lebens, geschickt, wo er sich trotz seiner sehr unansehnlichen Gestalt durch Klugheit und Gelehrsamkeit des Kaisers volles Vertrauen erwarb, der ihn 306 als Gesandten nach Rom schickte. Namentlich als Baumeister war E. ausgezeichnet, weshalb er nach dem Erbauer der Stiftshütte den Beinamen Beseleel erhielt; er leitete den Bau des Aachener Münsters. Die zwei Pfeilerbasiliken in Michelstadt im Odenwald und Seligenstadt am Main, von denen noch bedeutende Reste vorhanden sind, hat er nach 827 errichtet (vgl. Adamy, Die E.-Basilika zu Steinbach im Odenwald, Hann. 1885). Auch bei Ludwig dem Frommen stand er in hoher Gunst, erhielt 815 zu Michelstadt ein Stück Land zu einer Klostergründung, für die er die Gebeine der Märtyrer Marcellinus und Petrus erwarb, gründete dasselbe aber bei Mühlheim a. M., nannte es Seligenstadt und lebte hier mit seiner Gemahlin Emma (s. d.) oder Imma, einer Schwester des Bischofs Bernhard von Worms (nicht einer Tochter Karls d. Gr., wie die aus dem 12. Jahrh. stammende Sage, die E. mit Angilbert verwechselt, berichtet). 817 ward er Beirat des jungen Kaisers Lothar; 830 sehen wir ihn bemüht, den Ausbruch der Empörung der Söhne Ludwigs zu hindern. Eine schöne Grabschrift von Hrabanus' Hand zierte Einhards Ruhestätte. Wir besitzen von E. »Briefe« (hrsg. von Jaffé in der »Bibliotheca rerum germanica-rum«, Berl. 1867, Bd. 4, S. 437–486). Seine streng kirchliche Anschauung gibt die »Translatio« der heiligen Märtyrer Petrus und Marcellinus kund (bei Teulet, »Opera Einharti«, Par. 1840–43, 2 Bde.). Einhards Hauptwerk ist sein auf Grund der allergenauesten persönlichen Bekanntschaft geschriebenes Leben Karls d. Gr.: »Vita Caroli Magni«, das sich nicht bloß durch Treue und Anmut der Darstellung, sondern auch durch Korrektheit und Eleganz der an den alten Schriftstellern gebildeten Sprache auszeichnet (hrsg. von Pertz in »Monumenta Germaniae historica. Scriptores«, II, und von Jaffé in »Bibliotheca rerum germanicarum«, Bd. 4; übersetzt von O. Abel, 3. Aufl., Berl. 1893). Vgl. Kurze, Einhard (Berl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 453.
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