Gebirgskrieg

[414] Gebirgskrieg, ein in Gebirgsländern geführter Krieg, bei dem Truppenbewegungen auf die Engwege beschränkt sind und bei Benutzung von Parallelwegen die Verbindung zwischen den verschiedenen Abteilungen zuweilen tagelang aufhört oder nur schwer zu vermitteln ist; eine gegenseitige Unterstützung im Gefecht wird daher selten möglich und die Verwendung von berittenen Truppen, Bespannungen etc. sehr beschränkt. Der Verteidiger sucht breite Aufstellungen mit gutem Schußfeld. Der Angriff ist schwierig, daher Vorgehen von Infanterie auf begleitenden Höhen zur Umfassung, wenig Geschütze gleich hinter der vordern Infanterie, ebenso Pioniere, ortskundige Führer; Artillerie mit Tauen und Hemmvorrichtungen für schwierige Stellen. Das Fuhrwesen ist, soweit entbehrlich, zurückzulassen, ebenso die kleine Bagage. Dagegen sind Patronen auf jede mögliche Weise und Verpflegung für Mann und Pferd auf drei Tage mitzuführen. Der Angreifer muß energisch an ein oder zwei Stellen den Widerstand zu brechen suchen. Einzelne Streif- und Freikorps finden im Gebirge wohl ein günstiges Feld, um durch kleinen oder Guerillakrieg dem Gegner zu schaden und eine ernste Entscheidung lange hinzuhalten. Für größere Heere handelt es sich um rasches Hindurchziehen durch das Gebirge, was nur durch eine Anzahl von Defileegefechten zu erreichen sein wird. Die Kriege von 1870/71, in Südafrika und China haben gezeigt, daß die Heere dem G. große Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Deutschland, das, abgesehen von den 1870 verwendeten bayrischen Batterien, keine Gebirgsartillerie im Frieden hat, entsandte zwei Kruppsche Batterien nach China. Der Kampf im Gebirge ist durch die Fortschritte der Waffentechnik erleichtert, da leichte Schnellfeuergeschütze, Maschinengewehre, berittene Infanterie etc. gestatten, ohne große Schwierigkeit intensive Feuerwirkung nach wichtigen Punkten hinzubringen und von dort aus zu äußern. Vgl. R. Günther, Die Kriegführung im Gebirge (Berl. 1898); Simon, Principes de la guerre alpine (Par. 1901); Maguire, Strategy and tactics in mountain ranges (Lond. 1904); Krebs u. Moris, Campagnes dans les Alpes pendant la Révolution (Par. 1891–95, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 414.
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