Janitschek

[168] Janitschek, 1) Hubert, Kunsthistoriker, geb. 30. Okt. 1846 in Troppau, gest. 21. Juni 1893 in Leipzig, studierte von 1868–73 in Graz, hielt sich bis 1877 in Italien auf und wurde dann Kustos am österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien. 1878 habilitierte er sich an der Wiener Universität für neuere Kunstgeschichte, wurde 1879 außerordentlicher Professor in Prag, 1881 ordentlicher Professor in Straßburg und 1891 in Leipzig. Er schrieb: die Biographien des Andrea del Sarto, der Bellini, des Paolo Veronese, des Tintoretto und der Bologneser in Dohmes »Kunst und Künstler«; »Die Gesellschaft der Renaissance in Italien und die Kunst« (Stuttg. 1879); »Zwei Studien zur Geschichte der karolingischen Malerei« (das. 1885); »Geschichte der deutschen Malerei« (in Grotes »Geschichte der deutschen Kunst«, Berl. 1890); »Dantes Kunstlehre und Giottos Kunst« (Leipz. 1892). Auch gab er L. B. Albertis »Kleinere kunsttheoretische Schriften« (Wien 1877) heraus und war seit 1880 Redakteur des »Repertoriums für Kunstwissenschaft« (Stuttg.).

2) Marie, Gattin des vorigen, Schriftstellerin, geb. 23. Juli 1860 in Mödling bei Wien, lebte nach dem Tode ihres Mannes in Berlin und hat seit 1902 ihren Wohnsitz in München. Sie trat als Dichterin auf mit den Sammlungen: »Legenden u. Geschichten« (Stuttg. 1885); »Im Kampf um die Zukunft« (das. 1887); »Verzaubert. Eine Herzensfabel« (das. 1888); »Irdische und unirdische Träume« (das. 1889); »Gesammelte Gedichte« (2. Aufl., das. 1892); später folgten noch: »Im Sommerwind« (Leipz. 1895) und »Aus alten Zeiten« (das. 1900). Besonders aber machte sie sich als Erzählerin bekannt durch die Romane. »Der Schleifstein« (Leipz. 1896); »Ninive« (das. 1896); »Gelandet« (2. Aufl., Berl. 1897); »Kreuzfahrer« (Leipz. 1897); »Ins Leben verirrt« (Berl. 1898); »Kinder der Sehnsucht« (Gosl. 1901); »Stückwerk« (Leipz. 1901); »Aus Aphroditens Garten« (das. 1902);[168] »Die neue Eva« (das. 1902); »Harter Sieg« (Berl. 1902); »Mimikry« (Leipz. 1903); die Novellen: »Aus der Schmiede des Lebens« (Berl. 1890; 2. Aufl., Leipz. 1902); »Lichthungrige Leute« (Stuttg. 1891); »Atlas« (Berl. 1893); »Pfadsucher« (das. 1894); »Lilienzauber« (Leipz. 1895); »Die Amazonenschlacht« (das. 1897); »Überm Tal« (Bresl. 1898); »Frauenkraft« (Berl. 1900); »Olympier« (Bresl. 1901); »Auf weiten Flügeln« (Leipz. 1902); »Pfingstsonne« (Bresl. 1903) u. a. Ferner veröffentlichte sie die Charakterzeichnungen: »Vom Weibe« (Berl. 1896). J. genügt nicht immer der Forderung der Lebenswahrheit, ihre Darstellungskunst ist nicht einwandfrei, aber sie fesselt durch die Kraft ihres Temperaments und ihr ernstes Ringen mit den modernen Problemen des Lebens.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 168-169.
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