Kalkspat

[482] Kalkspat (Calcit), Mineral, die rhomboedrische Modifikation des kohlensauren Kalkes, enthält im reinen Zustande, wie der Aragonit (s. d.), 44 Proz Kohlensäure und 56 Proz. Kalk; doch sind von letzterm häufig geringe Anteile durch Bittererde, Eisen- und Manganoxydul, seltener durch Zinkoxyd vertreten. Die Kristalle des Kalkspates weisen ungemein zahlreiche (mehr als 200) Formen auf, die zu den mannigfachsten Kombinationen zusammentreten. Er ist ausgezeichnet rhomboedrisch spaltbar, selten wird muscheliger Bruch beobachtet. Härte 3, spez. Gew. 2,6–2,8, durchsichtig bis undurchsichtig, in erster. u Fall mit ausgezeichneter doppelter Strahlenbrechung (Doppelspat), glasglänzend bis matt, auf den Spaltflächen perlmutterglänzend, wasserhell, weiß, häufig auch gelb, rot, braun, schwarz, selten grün oder blau. Zuweilen ist er durchdrungen von Bitumen (bituminöser K. oder Stinkspat und Stinkkalk), minder oft gemengt mit Kohle (Kohlenkalkspat oder Anthrakonit), auch schließt er hier und da (bei Fontainebleau, Wien etc.) Quarzsand in größerer Menge ein (sogen. kristallisierter Sandstein). K. löst sich in Salzsäure unter starkem Aufbrausen, selbst in Essigsäure (Unterschied von Bitterspat und Verwandten), nicht in reinem, wohl aber in kohlensäurehaltigem Wasser. Die sehr mannigfaltigen Varietäten dieses wegen seiner großen Verbreitung äußerst wichtigen Minerals werden unter verschiedenen Namen ausgeführt. Der eigentliche K. begreift die frei auskristallisierten oder doch deutlich individualisierten Varietäten, wie sie besonders schon bei Andreasberg, Freiberg, Auerbach, in Derbyshire, Cumberland vorkommen. Hierher gehört auch der isländische Doppelspat, der zu Polarisationsapparaten benutzt wird, sowie der ähnlich verwendbare K. aus dem körnigen Kalk von Auerbach. Der kristallinische K. ist entweder stängelig und faserig (Faserkalk, faseriger Kalksinter, Kalkalabaster, Atlasstein zum Teil, seidenglänzend, oft farblos, auch gelblichbraun, rot, grün), oder feinschalig (Schieferspat), oder körnig bis dicht (Marmor, Kalkstein, Kalktuff). Diese letztern Varietäten (s. die einzelnen Artikel) treten gesteinsbildend auf und setzen für sich allein mächtige Schichtenkomplexe zusammen. Der erdige K. oder Calcit ist zerreiblich und abfärbend, meist weiß, matt; zu ihm rechnet man[482] die Bergmilch (s. d.), die Kreide (s. d.) sowie den Wiesenkalk, Wiesenmergel oder Alm (s. Seekreide). Indem kohlensäurehaltige Wasser durch kalkige Gesteine hindurchsickern, lösen sie kohlensauren Kalk auf, setzen ihn, sobald ihre Kohlensäure ganz oder zum Teil entweicht, an den Wänden von Hohlräumen, so auch in alten Bergbauen, wieder ab und bilden so Kalksinter und Tropfstein (s. d.). Auch die Kalktuffe und die Bergmilch sind derartige Absätze. Stängeliger und faseriger K. findet sich ungemein häufig als Ausfüllungen und Auskleidungen von Klüften in Kalksteinen, der faserige Atlasstein ausgezeichnet zu Alstonmoor in Cumberland; der körnige und kristallisierte K. kommt ebenso auf Klüften und Drusenräumen in kalkigen Gesteinen vor und ungemein häufig als Begleiter der mannigfachsten Erze, zumal auf Gängen. Den seltenen Schieferspat kennt man nur von wenigen Erzlagerstätten, insbes. von Schwarzenberg in Sachsen, von Cornwall etc. Man benutzt den durchscheinenden weißgelblichen Kalksinter und den Marmor zu Ornamenten und Bildhauerarbeiten, auch die schön gefärbten dichten Kalksteine werden als sogen. Marmor (s. d.) zu Säulen, Tischplatten u. dgl. verwendet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 482-483.
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