Korrektūr

[512] Korrektūr (lat.), die gewöhnlich durch besondere Korrektoren besorgte »Verbesserung« aller von dem Schriftsetzer gemachten Fehler (Korrigenda), auch in bezug auf Inkonsequenzen in der Rechtschreibung, der Interpunktion, in Abkürzungen, Zitaten etc. Zugleich hat der Korrektor seine Aufmerksamkeit auf die richtige Verteilung der Zwischenräume, das Fortlaufen der Seitenzahlen, Normen, Signaturen, der Kapitel- und Paragrapheneinteilung, Kolumnenüberschriften, die Symmetrie bei Versen, Tabellen etc. zu richten. Die Verbesserungen werden am Rande des Korrekturabzugs »gezeichnet«, und zwar hat man für öfters wiederkehrende Satzfehler gewisse Zeichen (Korrekturzeichen). Die wichtigsten der letztern sind etwa: Bild im Fließtext , entstanden aus d, der Abkürzung des lateinischen Wortes deleatur (»man tilge«), deutet an, daß ein Buchstabe etc. ausfallen soll; ✓, entstanden aus v, d. h. vertatur (»man kehre um«), daß ein Buchstabe verkehrt gesetzt sei; ||||| bezeichnet dem Setzer ein zu sperrendes Wort, umgekehrt. ⌣⌣⌣ ein fälschlich gesperrt gesetztes Wort; ʅ bezeichnet einen fehlenden Zwischenraum zwischen zwei Wörtern oder Buchstaben, Bild im Fließtext eine Umstellung, ╬ einen »Spieß«, d. h. ein mit abgedrucktes Ausschluß- oder Durchschußstückchen, das vom Setzer niederzudrücken ist, etc. Von einem guten Korrektor wird große Belesenheit, vielseitige Bildung, aber auch zugleich ein typographisch geschultes Auge verlangt, dem selbst geringe Ungleichheiten des Satzes, nicht zur Schrift gehörige Typen etc. nicht entgehen. Nachdem die erste K., die sogen. Hauskorrektur, in der Druckerei gelesen und alle angezeichneten Fehler berichtigt worden sind, werden weitere Abzüge vom Satze gemacht für Verfasser (über das Rechtliche s. Autorkorrekturen) und Verleger, in denen diese etwaige Abänderungen oder Richtigstellungen verzeichnen, um sie dann wieder an die Druckerei gelangen zu lassen. Vgl. Lorck, Herstellung von Druckwerken (4. Aufl., Leipz. 1883); Waldow, Anleitung zum Zeichnen von Korrekturen (2. Aufl., das. 1878); Tassis, Guide de correcteur (9. Aufl., Par. 1884); Lefevre, Guide pratique du compositeur (2. Aufl., das. 1883); Goebel, Die graphischen Künste der Gegenwart (Stuttg. 1895 u. 1902); Hellwig, Der Satz und die Behandlung fremder Sprachen (Frankf. 1897). Geschichtliches: Zeltner, Correctorum in typographiis eruditorum centuria (Altdorf 1716); Crapelet, Études pratiques et littéraires sur la typographie (Par. 1837).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 512.
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