Kritĭas

[719] Kritĭas, Sohn des Kallaischros, Enkel des ältern K., des Verwandten Solons, Schüler der Sophisten und des Sokrates, begabt und sein gebildet, aber von unruhigem Ehrgeiz beseelt, half, obwohl Aristokrat durch seine Familienbeziehungen, 411 v. Chr. die Tyrannei der Vierhundert stürzen, setzte die Zurückberufung des Alkibiades durch, ward aber nach dessen zweitem Sturz verbannt, kehrte erst nach der Einnahme Athens durch Lysandros 404 dahin zurück und ward Mitglied der von letzterm eingesetzten Regierung und der einflußreichste, aber auch der rücksichtsloseste und verhaßteste unter den 30 Tyrannen. Er fiel im Kampf gegen Thrasybulos 403. K. hat sich auch als Dichter, Redner, Geschichtschreiber und Philosoph bekannt zu machen gewußt; doch sind nur von seinen Elegien Bruchstücke erhalten (in Bergks »Poetae lyrici graeci«). Als Philosoph tritt er in Platons »Timäos« und im unvollendeten »Kritias« auf.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 719.
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