Leroux

[437] Leroux (spr. lörū), 1) Pierre, franz. Philosoph und Sozialist, geb. 7. April 1797 in Paris, gest. daselbst 11. April 1871, erlernte die Buchdruckerei, wurde dann Journalist und Anhänger Saint-Simons, gründete 1824 das Journal »Le Globe«, das 1831 das Organ der Saint-Simonisten wurde. Als Enfantin deren Führer wurde, trennte er sich von der Schule und versuchte ein neues sozialistisches System aufzustellen. Außer einigen Artikeln in der von ihm mit Regnaud herausgegebenen »Encyclopédie nouvelle« (1841, 8 Bde.) veröffentlichte er: »De l'Égalité« (1838), »Réfutation de l'éclecticisme« (1839), »De l'humanité, etc.« (1840, 2 Bde.; 2. Aufl. 1845). Das darin entwickelte System ist eine konfuse Reproduktion Pythagoreischer und buddhistischer Lehren, vermischt mit Saint-Simonistischen Ideen. 1841 gründete er mit George Sand die sozialistische »Révue indépendante«. 1846 erhielt er die Konzession als Buchdrucker, organisierte und leitete dann in Boussac eine sozialistisch-genossenschaftliche Buchdruckerei und gab zwei neue Journale: »L'Éclaireur« und »Revue sociale«, heraus. Aus letzterer erschienen mehrere seiner Beiträge besonders u. d. T.: »Malthus et les économistes« (1879, Neudruck 1897). Nach dem Ausbruch der Februarrevolution 1848 proklamierte er in Boussac die Republik und wurde 25. Febr. Maire des Ortes. Später in die Konstituierende und in die Legislative Versammlung gewählt, schloß er sich der radikalen Partei an, deren Hauptredner er war. Nach dem Staatsstreich (1852) proskribiert, lebte er zuerst längere Zeit mit seiner Familie auf Jersey und veröffentlichte von dort die sozial-philosophische Dichtung »La Grève de Samarez« (1864). Später lebte er meist in Lausanne. Nach der Amnestie von 1869 kehrte er nach Frankreich zurück. Vgl. Raillard, »Pierre L. et ses œuvres« (Par. 1899); Thomas, Pierre L., sa vie, son œuvre, sa doctrine (das. 1904).

2) Hector, franz. Maler, geb. 27. Dez. 1829 in Verdun, widmete sich auf der Ecole des beaux-arts und bei Picot der Malerei, ging 1857 nach Rom und machte dann größere Reisen nach Griechenland und Kleinasien. Er schildert meist Szenen aus dem altgriechischen und altrömischen Leben in kühler akademischer Manier. Seine Hauptwerke sind: eine neue Vestalin (1863, Museum in Verdun), Leichenbegängnis im Kolumbarium des Hauses der Cäsaren in Rom (1864, im Luxembourg), Messalina (1868), die Vestalin Tuccia (1874, Museum in Washington), Begräbnis des Themistokles (1876), die Danaïden (1877), der Untergang von Herculaneum (1881), Sacrarium (1883), die Flucht der Vestalinnen aus Rom 390 v. Chr. (1884), eine Künstlerin in Herculaneum (1889), Hagar und Ismael (1892), Perikles und Aspasia besuchen die Werkstatt des Phidias und Jeanne d'Arc in Domrémy 1429 (1900). – Sein Bruder Eugène, ebenfalls ein Schüler Picots, hat anfangs meist ländliche Genrebilder, in neuerer Zeit überwiegend Bildnisse gemalt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 437.
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