Marcel

[266] Marcel (spr. -ßell), Etienne, Prévôt der Kaufmannschaft von Paris, hatte sich durch seine populäre Beredsamkeit Ansehen und Einfluß zu verschaffen gewußt, als er 1356 nach der Schlacht bei Poitiers auf der Versammlung der Reichsstände in Paris Abstellung der Mißbräuche des Feudalkönigtums, Entlassung mehrerer königlicher Beamten und Einsetzung einer aus den Ständen gebildeten Aufsichtsbehörde über die Finanzen forderte; ihn unterstützte der Bischof von Laon, Lecoq. Der Dauphin Karl gab anfangs nach, als er aber dem Streben Marcels, die königliche Gewalt der der Reichsstände zu unterwerfen,[266] entgegentrat, rief dieser Karl den Bösen von Navarra zu Hilfe, bemächtigte sich an der Spitze von bewaffneten Handwerkern und Arbeitern der Herrschaft in der Stadt und ermordete 22. Febr. 1358 die Marschälle Clermont und Conflans vor den Augen des Dauphins. Doch ward er schon 31. Juli 1358 von dem Führer der gemäßigten Partei der reichen Bürger, Jean Maillart, mit der Streitaxt erschlagen, worauf Paris sich dem Dauphin unterwarf. Vgl. Naudet, La conjuration d'Etienne M. (Par. 1815); Perrens, Etienne M., ou le gouvernement de la bourgeoisie (das. 1860); Bojanowski, Etienne M. (in den »Preußischen Jahrbüchern«, 1880); Tessier, Etienne M. (Par. 1888); Lazard, Un bourgeois de Paris an XIV. siècle. Etienne M. (das. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 266-267.
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