Mignard

[780] Mignard (spr. minjar), Pierre, franz. Maler und Radierer, geb. im November 1612 in Troyes, gest. 30. Mai 1695 in Paris, hatte Jean Boucher in Bourges und Simon Vouet in Paris zu Lehrern und lebte sodann seit 1636 in Italien, meist in Rom, weshalb er den Beinamen des Römers (le Romain) erhielt. Er bildete sich dort besonders nach Annibale Carracci und malte die Bildnisse der Päpste Urban VIII. und Alexander VII., mehrerer römischer Fürsten und Adligen und eine große Anzahl andrer Bildnisse in Venedig, wo er sich 1654 aufhielt. 1657 folgte er einem Ruf Ludwigs XIV. nach Paris, malte die Bildnisse des jungen Königs und des Kardinals Mazarin und schmückte hierauf die Kuppel der Kirche Val de Grâce mit über 200 Figuren von Propheten, Märtyrern etc. Das Werk ist die größte Freskomalerei, die Frankreich besitzt, verlor aber schnell das schöne Kolorit, da der Künstler die Farben auf dem Kalkgrund nicht gehörig zu behandeln gewußt hatte. Später führte er für das Schloß von Versailles mehrere Bilder aus. In der Folge erhielt er auch die Stellen eines Direktors der königlichen Kunstsammlungen, eines Direktors und Kanzlers der Akademie der Künste und die oberste Aussicht über die Gobelinmanufaktur. Seine Gemälde leiden an Kälte und konventionellem Wesen; dagegen ist sein aus der venezianischen Schule stammendes Kolorit warm und harmonisch, auch übertreffen seine Gestalten, namentlich die Madonnen, die seiner französischen Zeitgenossen an Anmut. Seine Bildnisse sind die besten und geistvollsten dieser ältern französischen Schule. Im Louvre befindet sich eine bedeutende Anzahl seiner Gemälde; viele seiner Werke sind durch den Stich vervielfältigt worden. Eins seiner hervorragendsten Bildnisse, das der Maria Mancini, besitzt das Kaiser Friedrich-Museum in Berlin. Vgl. Lebrun-Dalbanne, Étude sur Pierre M. (Par. 1878).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 780.
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