Nebráska

[489] Nebráska (abgekürzt Neb.), nordamerik. Unionsstaat (s. Karte »Vereinigte Staaten«), zwischen 40–43° nördl. Br. und 95°21´-104° westl. L, grenzt an Süddakota, Iowa, Missouri, Kansas, Colorado und Wyoming und hat 200,740 qkm Fläche. Der größere westliche Teil besteht aus trockner Hochprärie (bei North Platte 850 m ü. M.) mit ausgedehnten Flugsandstrichen (Badlands), der kleinere östliche Teil aber aus fruchtbarer und kulturfähiger Wiesenprärie mit reichem Lößboden (bei Lincoln 350 m ü. M.). Das westliche Kohlenfeld greift nur im Missourital in geringer Ausdehnung und mit wenig abbauwürdigen Flözen in das Staatsgebiet ein, während Schichten der Kreideformation (im östlichen Viertel) und des mittlern und jüngern Tertiärs ungeheure [489] Räume einnehmen. Hauptfluß in der Missouri, der die ganze Ostgrenze des Staates bildet, mit dem Niobrara, dem Platte oder Nebraska und (im Süden) dem Republican Fork des Kansas, die im Spätsommer fast vollständig trocken liegen. Das Klima ist durch große Trockenheit und häufige Dürreperioden ausgezeichnet, besonders im W. und im Spätsommer, sowie durch sehr starke Temperaturschwankungen. Omaha hat 9,8° Jahresmittel, 24,6° im Juli, -7,1° im Januar, und 760 mm Niederschläge, North Platte 8,8° Jahresmittel, 23,1° im Juli, -6,6° im Januar, und 442 mm Niederschläge. Starke Winde und Stürme sind häufig, vor allem Staubstürme, Schneestürme (Blizzards) und Tornados. Wald gab es ursprünglich nur in den östlichen Flußtälern, im ganzen kaum 3 Proz. der Fläche, und künstliche Aufforstung ist auch nur im O. in größerm Umfang gelungen. Den weitaus größten Teil des Landes bedeckten aber Präriengräser (Büffelgras, Mezquitegras, Büschelgras, Blaustengelgras) und Stauden. Von der ursprünglich sehr reichen einheimischen Fauna finden sich hier und da noch der schwarze Bär, die wilde Ziege, Antilope, Damhirsch, Luchs und Biber, häufiger aber Coyote und Präriehund. Haupthilfsquelle ist die Landwirtschaft. Als einer der wichtigsten Kornstaaten hatte N. 1900: 121,525 Farmen mit 12 Mill. Hektar roher, 5,4 Mill. Hektar kultivierter und 4,8 Mill. Hektar von Getreide bestandener Bodenfläche, und auf 2,9 Mill. Hektar wurden 210,974,740 Bushels Mais, auf 1 Mill. Hektar 24,924,520 Bushels Weizen, auf 770,000 Hektar 58,007,140 Bushels Hafer geerntet. Namhaft ist auch der Anbau von Kartoffeln (7,817,438 Bushels), Zuckerrüben, Sorghum und Obst (von 3,877,329 Apfelbäumen 1,343,497 Bushels). Durch künstliche Bewässerung wurden im Westteil nur 56,000 Hektar der Kultur gewonnen. Der starke Viehstand zählte 1900: 3,220,242 Rinder, 863,939 Pferde, 4,221,094 Schweine und 517,299 Schafe, dazu gab es 52,143 Bienenstöcke, die 866,200 Pfd. Honig lieferten. An nutzbaren Mineralien bietet N. dagegen nur Bausteine, besonders Kalkstein, Töpferton und geringwertige Kohlen für örtlichen Bedarf. Die Industrie lieferte 1900 aus 5414 Betrieben (einschließlich aller Kleinbetriebe) mit 24,461 Arbeitern für 143,990,102 Doll. Erzeugnisse, ist aber nur hervorragend in Versandschlächterei, besonders in Omaha, Nebraska City, Geneva und Lincoln (8 Betriebe mit 6083 Arbeitern und für 71,018,339 Doll. Waren) und Müllerei (8,100,794 Doll.), demnächst in Druckerei (3,431,582 Doll.), Wagenbau (2,624,461 Doll.), Käse- und Butterfabrikation, Sattlerei und Brauerei. Eisenbahnen (1903: 9145 km), darunter die Union-Pacificbahn und die Burlingtonbahn, sind die einzigen Abzugsstraßen der Produktion, da auch der Missouri als Schiffahrtsstraße schlecht brauchbar ist. Die Bevölkerung betrug 1860 erst 28,841 Seelen, 1890 aber 1,058,910 und 1900: 1,066,300, wovon 564,592 männlich, 501,708 weiblich, 177,347 im Auslande, (65,506 in Deutschland) geboren, 6269 Neger, 180 Chinesen und 3322 Indianer vom Stamme der Omaha, Winnebago und Sioux. Die öffentlichen Schulen zählten 1903: 9309 Lehrkräfte und 277,519 eingetragene Kinder, die 10 Colleges: 435 Dozenten, 2727 männliche und 1421 weibliche Studenten, darunter die Staatsuniversität in Lincoln mit 193 Dozenten und 2513 Studierenden. Es erscheinen 659 Zeitungen. N. wurde seit 1847 von Weißen besiedelt und ist seit 1867 Unionsstaat. Nach der Verfassung von 1875 werden der Gouverneur und die obersten Staatsbeamten auf zwei, die fünf Richter des Obergerichts auf sechs Jahre vom Volke gewählt. Die gesetzgebende Gewalt üben 33 Senatoren und 100 Repräsentanten. Nach Washington entsendet N. 2 Senatoren und 6 Repräsentanten; bei der Präsidentenwahl hat es 8 Stimmen. Der Wert des Grundbesitzes wurde 1904 auf 181,915,121, der Wert des beweglichen Eigentums auf 112,864,123 Doll. geschätzt. Eine öffentliche Schuld gibt es nicht. Der Staat zerfällt in 90 Grafschaften. Hauptstadt ist Lincoln, die größte Stadt Omaha. – N. ist ein Teil des von Frankreich 1803 angekauften Gebiets Louisiana, 1854 wurde es durch die Kansas-N.-Bill als Territorium organisiert und umfaßte bis 1861 auch Teile des jetzigen Colorado und Süddakota. Die Verfassung von 1866 verbot die Sklaverei. 1867 wurde N. als 37. Staat in die Union aufgenommen. Vgl. Curley, N., its advantages, resources etc. (Lond. 1875); Aughey, Sketches of the physical geography and of geology of N. (Omaha 1880); Johnson, History of N. (das. 1880); True, History and civil government of N. (Fremont 1892); Morton, Illustrated history of N. (Lincoln 1905, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 489-490.
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