Notendruck

[814] Notendruck, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. stammende Erfindung, die bis. dahin geschriebenen Tonzeichen durch den Druck zu vervielfältigen. Zuerst bediente man sich zum Druck ganzer Holzplatten, und erst später setzte man die Noten auf ähnliche Weise wie Schriften mit beweglichen Lettern. Die ältesten, wahrscheinlich mit Holztafeln gedruckten Noten, die man kennt, sind von 1473. Auf die Holzplatten folgte dann zunächst der Notenstich auf Kupferplatten. Der wohlfeilere N. auf Zinnplatten, wobei die Noten mit Stahlstempeln in das Zinn geschlagen werden, in das man vorher die Notensysteme mit einem stählernen Rastral einschneidet, fand erst um die Mitte des 18. Jahrh. Ausbreitung. Von den geschlagenen Zinnplatten selbst werden in der Regel nur sehr kleine Auflagen gedruckt; man bedient sich der Zinndrucke meist nur zum Umdruck auf den Stein, der dann wie jeder andre Umdruck behandelt und auf der lithographischen Schnellpresse gedruckt werden kann. Als Erfinder der beweglichen metallenen Notentypen gilt Petrucci aus Fossombrone (1466–1539); es sind indes Drucke von ihm nur aus den Jahren 1502–23 bekannt. Unter seinen Nachfolgern in Italien sind Ant. Zunta oder Junta und Ant. Blado (um 1530) in Rom und Ant. Gardano in Venedig hervorzuheben. (Vgl. Schmid, Ottaviano dei Petrucci, der erste Erfinder des Musiknotendruckes mit beweglichen Metalltypen, Wien 1845.) In Deutschland erwarben sich vor andern Erhard Oglin (Öglin, Ocellus) in Augsburg (seit 1507) und Peter Schöffer in Mainz (um 1512) Verdienste um den Musiknotendruck. In Frankreich übte die Familie Ballard (seit 1558) fast zwei Jahrhunderte lang eine Art Monopol des Notendruckes aus. In den Niederlanden kommen erst gegen die Mitte des 16. Jahrh., in England in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. gedruckte Musikalien vor. Aus der neuern Zeit ist vor allen Immanuel Breitkopf (s. d.) in Leipzig zu nennen, der den typographischen N. durch Selbständigmachung von Linien, Noten etc. gänzlich umwandelte und dadurch die Verringerung der Zahl der Typen und ein eleganteres und korrekteres Aussehen des Druckes erzielte. Die Lithographie verdrängte bald nach ihrer Erfindung den bis dahin noch geübten kostspieligern Stich auf Kupferplatten; die Noten werden hierbei entweder direkt auf den Stein lithographiert (graviert), was aber wohl nur in seltenen Ausnahmefällen geschieht, oder von Zinnplatten übertragen. Die Autographie wird zur Herstellung von N. herangezogen, wenn es weniger auf Schönheit als auf Schnelligkeit ankommt. Die Noten werden dann auf autographisches Papier geschrieben und von diesem auf den Stein übergedruckt; man bedient sich dieses Verfahrens meist zur Herstellung von Chorstimmen, Opernpartituren etc. Das Zinkätzverfahren wird ebenfalls im N. angewendet und erweist sich bei großen Auflagen als zweckmäßig, besonders wenn die Noten nicht zugleich von Liedertexten etc. begleitet, oder wenn musikalische Figuren durch Typensatz nur schwer oder gar nicht wiederzugeben sind. Der Notensatz aus Typen empfiehlt sich namentlich für Lehrbücher oder für mit Text versehene Liederbücher, ist bei kleinern Auflagen aber zu kostspielig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 814.
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