Pōseidonĭos

[202] Pōseidonĭos, stoischer Philosoph, aus Apamea in Syrien. von seiner zweiten Heimat Rhodos der Rhodier genannt, um 135–50 v. Chr., hörte frühzeitig in Athen den Stoiker Panaitios und übernahm nach einer ausgedehnten wissenschaftlichen Reise im westlichen Europa die Leitung der von jenem in Rhodos gegründeten stoischen Schule, wo er sich auch am Staatsdienst beteiligte: zweimal bekleidete er die Prytanie, und 86 ging er in diplomatischer Sendung nach Rom. Seitdem stand er mit den höchsten römischen Kreisen in Verkehr, wie mit Cicero, der 78 sein Hörer in Rhodos war, und Pompejus, der ihn zweimal dort besuchte (67 und 62). Obwohl Stoiker, neigte sich P. doch bald dem Platon, bald dem Aristoteles zu und beförderte dadurch den Eklektizismus; man rechnet ihn zu der mittlern Stoa. Er gehört unstreitig zu den gelehrtesten Männern des Altertums; sein Wissen wie seine Schriftstellerei erstreckte sich auf die verschiedensten Gebiete, namentlich auch auf Geschichte, Geographie etc. Sein Hauptwerk war eine von den Spätern hochgeschätzte und vielbenutzte Universalgeschichte in 52 Büchern, eine Fortsetzung des Polybios, etwa die Zeit von 145–82 umfassend, namentlich ausgezeichnet durch den Reichtum an geographischen und ethnographischen Notizen. Auf seinen Vorlesungen über Taktik scheint das Werk seines Schülers Asklepiodotos (s. d.) zu beruhen. Sammlung der Fragmente seiner Schriften von Bake (Leiden 1810) und Müller (»Fragmenta historicorum graec.«, Bd. 3, Par. 1849). Vgl. Scheppig, De Posidonio Apamensi (Berl. 1870); Arnold, Untersuchungen über Theophanes von Mytilene und Posidonius von Apamea (Leipz. 1882); Müllenhoff, Deutsche Altertumskunde, Bd. 1 u. 2 (Berl. 1870 u. 1887); Schmekel, Die Philosophie der mittlern Stoa (das. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 202.
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