Rüdesheim

[231] Rüdesheim, Kreisstadt im preuß. Regbez. Wiesbaden, Rheingaukreis, in herrlicher Lage am Fuß des Niederwaldes (s. d.) und am Rhein, Bingen gegenüber, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Hochheim-Horchheim und der Zahnradbahn nach dem Niederwald, 78 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, letztere mit bemerkenswerten alten Wandgemälden, Synagoge, einen Winterhafen, Amtsgericht, Reichsbanknebenstelle, berühmten Weinbau, der eine Fläche von ungefähr 210 Hektar einnimmt, Schaumweinfabrikation, ein Elektrizitätswerk, Weinhandel, Schiffahrt und (1905) 4773 Einw., davon 912 Evangelische und 92 Juden. Die besten Weinlagen sind: der Rüdesheimer Berg (dessen Anpflanzung man Karl d. Gr. zuschreibt), Hinterhaus und Rottland. Am Rhein liegt die noch bewohnte Nieder- oder Brömserburg (jetzt Eigentum der Grafen von Ingelheim), ein viereckiger, dachloser Mauerkoloß aus dem 13. Jahrh., damals neben der unfern von R. liegenden Burg Ehrenfels häufig Sitz der Mainzer Erzbischöfe, und unweit davon die modern renovierte Boosenburg. In R. selbst sind noch der Brömserhof (Coudenhovensche Hof), mit alten Wandgemälden, im obern Teil der Stadt, aus dem 15. Jahrh. (jetzt Armen- und Wohltätigkeitsanstalt), und der Adlerturm (Rest der ehemaligen Stadtbefestigung) zu erwähnen. – Der Ort gehörte im Mittelalter einem angesehenen Adelsgeschlecht, das sich dann in die Füchse von R. und die Brömser von R. teilte. Erstere starben im 15. Jahrh., letztere 1668 aus. Vgl. Schmelzeis, R. im Rheingau (Rüdesh. 1881); Heiderlinden, R. und seine Umgebung (das. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 231.
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