Saigô

[426] Saigô, 1) Kichinosuke Takamori, japan. Staatsmann, geb. 1826 in Kagoshima als Sohn eines Samurai, gest. 24. Sept. 1877, war schon früh von Haß gegen den Schôgun von Jedo und die Fremden erfüllt, dagegen ein eifriger Anhänger des Mikado. Nachdem er mit Mühe den Nachstellungen des Schôgun entgangen war, stellte ihn Shimadzu Saburô an die Spitze der Verwaltung von Satsuma. Bei dem Kampfe gegen den Schôgun befehligte er die Krieger von Satsuma im Gefecht bei Fushimi (28. Jan. 1868) und war Beirat des Oberbefehlshabers bei der Einnahme von Jed o; er hieß das Herz und Schwert der Mikadosache. Doch war er mit der auswärtigen Politik der neuen Regierung nicht einverstanden. Als Höchstkommandierender der Armee betrieb er eifrigst den Krieg gegen Korea und trat, als dieser 1873 vereitelt wurde, mit Soejima, Gôtô, Itagaki und Eto von den Ämtern zurück. Von Satsuma aus betrieb er in Privatschulen die Organisation der von allen Seiten zuströmenden unzufriedenen Samurai, um die große Empörung gegen die Regierung vorzubereiten. Diese brach Anfang 1877 aus, und S. stellte sich an ihre Spitze. Doch blieb die kaiserliche Armee treu; die Beherrschung des Meeres und der Telegraphendienst gaben ihr das Übergewicht. S. wurde 20. März 1877 geschlagen und zog sich nach Kagoschima zurück, wo er sich nach Vernichtung seiner letzten Truppen auf dem Hügel Schiroyama von einem Freunde den Kopf abhauen ließ.

2) Yorimichi, Marquis, japan. Staatsmann, geb. 1843 in Satsuma als jüngerer Bruder des vorigen, gest. 17. Juli 1902, nahm gleich diesem an der Niederwerfung des Schôgunats 1868 hervorragenden Anteil und wurde nach dem Kriege zum Generalmajor und Kommandanten der Tokio-Garnison ernannt. 1873, zur Zeit der Korea-Kriegsfrage, trennten sich die politischen Wege der beiden Brüder: der jüngere blieb als Vizekriegsminister im Kabinett. Die Formosa Expedition 1874 leitete S. als Oberbefehlshaber und wurde danach zum Generalleutnant befördert. Während des von seinem Bruder unternommenen Satsuma-Aufstandes 1877 vertrat S. den abwesenden Kriegsminister Yamagata und wurde darauf erst zum Unterrichtsminister, dann (1879) zum Kriegsminister ernannt. 1880 gab er das Portefeuille des Krieges an Oyama ab und wurde 1882 als Chef des Kaitakushi (Kolonialamt) Nachfolger Kurodas. 1884 in[426] den Grafenstand erhoben, war er 1885–90 Marineminister, 1890 bis Juni 1891 Minister des Innern und 1892 bis Oktober 1898 wieder Marineminister, um von November 1898 bis Oktober 1900 von neuem das Innere zu leiten. Im August 1895 wurde er zum Marquis erhoben. Seit Oktober 1900 gehörte S. zu den ältern Staatsmännern, die an den laufenden Geschäften keinen direkten Anteil nehmen, aber bei besondern Schwierigkeiten zur Beratung des Kaisers an den Hof berufen werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 426-427.
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