Schlammvulkane

[827] Schlammvulkane (Schlammsprudel, Schlammquellen, Salsen, in Sizilien Maccaluba [Makaluben] nach den schon Strabon bekannten Schlammvulkanen bei Girgenti genannt), kegelförmige Hügel aus tonigem Schlamm aufgebaut, meist nur wenige Meter, in einzelnen Fällen aber auch über 100 m hoch, mit kraterförmiger Einsenkung auf dem Gipfel. Diesem zuweilen mit wässerigem Schlamm erfüllten Krater entströmen Gase (namentlich Kohlenwasserstoffe, daneben auch Kohlensäure oder Wasserdampf) und von Zeit zu Zeit treten explosionsartige Eruptionen auf, welche die Umgebung erschüttern, Steine und Schlamm emporwerfen und mitunter warme, dampfende und salzhaltige, auch wohl mit bituminösen Stoffen, Erdöl, Asphalt etc. gemengte Schlammassen ergießen. Diese Erscheinungen sowie das häufige Vorkommen derartiger S. in vulkanischen Gegenden gaben den Anlaß, vulkanischen Ursprung für sie anzunehmen. Neuere Untersuchungen haben aber gezeigt, daß die S. lediglich Dampf- und Gasquellen ihren Ursprung verdanken. Treten nämlich heiße Quellen oder die dei der Verkohlung der den Schichten beigemengten Organismen entstehenden Gase im Verein mit Wasser zutage, welches das tonige und mergelige Gesteinsmaterial längs der Spalte erweicht, so können S. entstehen. Man sollte den Namen S., als auf irrigen Ansichten beruhend, aufgeben und durch die Bezeichnung Schlammsprudel ersetzen. S. finden sich auf Sizilien, im Gebiete von Bologna, Parma und Modena, auf Island, Java, Celebes, Trinidad, an der Mündung des Mississippi (die Mudlumps, s. Mud), besonders häufig und mit Petroleumquellen regelmäßig verknüpft am Kaspisee (Kertsch, Baku etc.) und in Sumatra. Als Produkt voralluvialer S. sind die sogen. Argila scagliosa im Apennin und der Flysch (s. Tertiärformation) gedeutet worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 827.
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