Sperrgetriebe

[719] Sperrgetriebe (Sperrwerk, Gesperre), Vorrichtung, die dazu dient, Maschinenteile zeitweise zu verhindern oder zu veranlassen, die ihnen eigentümliche Bewegung zu vollziehen. Gesperre einfachster Art zeigen Fig. 1 u. 2. a ist das gezahnte Sperrad, b die um einen festen Punkt drehbare Sperrklinke (Sperrhebel, Sperrzahn, Sperrkegel), die vermöge ihres Eigengewichtes oder unter Einwirkung einer Feder zwischen die Sperradzähne eingreift.

Fig. 1. Laufendes Gesperre.
Fig. 1. Laufendes Gesperre.
Fig. 2. Ruhendes Gesperre.
Fig. 2. Ruhendes Gesperre.

In Fig. 1 wird das Sperrad durch die Sperrklinke nur in einem Bewegungssinne verhindert, sich zu drehen, während bei einer Drehung in entgegengesetztem Sinne die Klinke über die Zähne des Rades hinweggleitet (laufendes Gesperre). In Fig. 2 dagegen wird infolge der Form der Zähne und des Sperrklinkenendes eine Drehung des Sperrades in jeder Richtung durch die Klinke unmöglich gemacht (ruhendes Gesperre). Wird bei dem S. Fig. 3 der die Klinke K, tragende, um den Sperradmittel punkt drehbare Hebel H hin und her bewegt, so wird das Rad S von der Klinke K, in der Pfeilrichtung mitgenommen, während eine Drehung in entgegengesetztem Sinne durch die Klinke K verhindert wird.

Fig. 3. Schaltwerk.
Fig. 3. Schaltwerk.

Das Rad S führt also eine absetzend fortschreitende Bewegung aus (Schaltwerk). Anstatt eines gezahnten Sperrades mit einer entsprechend geformten Klinke (Zahngesperre) wird bisweilen ein Rad mit glattem oder keilförmig profiliertem Umfang und ein gegen diesen angepreßter, durch Reibung wirkender Sperrbacken benutzt (Reibungsgesperre). S. verschiedenster Form finden Anwendung bei Winden, Werkzeugmaschinen, Zählwerken, Uhren etc.

Als ein ruhendes S. zeigt sich das sogen. Einzahnrad (Fig. 4). Das Sperrad S ist mit kreisförmigen Ausschnitten k versehen, zwischen denen Zahnlücken l angebracht sind.

Fig. 4. Einzahnrad.
Fig. 4. Einzahnrad.

In die Ausschnitte k legt sich eine Scheibe E, die an einer Stelle einen Zahn z mit zwei benachbarten Lücken hat. Das Sperrad wird so lange an jeder Bewegung verhindert werden, als sich der kreisförmige Teil von E in einem der Ausschnitte k befindet. Sobald man jedoch die Scheibe E so dreht, daß der Zahn z mit der benachbarten (linken oder rechten) Lücke des Rades S in Eingriff kommt, so bewegt sich S nach rechts oder links um einen Ausschnitt herum und wird alsdann durch die in den Ausschnitt eintretende Peripherie von E wieder festgehalten. Das Einzahnrad findet unter anderm Verwendung an den Federuhren als Schutzvorrichtung gegen das übermäßige Aufziehen. In etwas abgeänderter Form erscheint es als sogen. Johanniterkreuz. Auf[719] dem Prinzip des Einzahnrades beruhen die sogen. französischen Schlösser, nur wird hier zur Sperrung nicht die ungezahnte Peripherie von E, sondern ein besonderer Sperrzahn (die sogen. Zuhaltung) benutzt, der jedesmal von dem den Zahn z ersetzenden Schlüssel erst ausgehoben sein muß. bevor die Bewegung von S (das bei Schlössern in der Regel durch einen geradlinig geführten Riegel ersetzt ist) erfolgen kann.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 719-720.
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