Tauschierarbeit

[356] Tauschierarbeit, eine Art eingelegter Metallarbeit, die frühzeitig in Damaskus geübt wurde und daher auch Damaszierung (s. Damaszieren und Damaszener Stahl) genannt wird. Der Ausdruck kommt von dem italienischen tausia (span. tanjia), das von einem arabischen Wort, das »verzieren« bedeutet, stammt. Die T. wird mit Blattgold oder Blattsilber meist auf Eisen oder Bronze ausgeführt, doch kommen auch Verzierungen aus einem Edelmetall auf dem andern vor; die Befestigung der Ornamente auf dem zu diesem Zweck rauh gemachten Grund geschieht nur durch Druck oder Schlag, nicht durch Bindemittel oder Feuer. In der Regel ist die Zeichnung in die Oberfläche des Grundmetalls eingraviert, mitunter derart, daß die Vertiefungen unten ein wenig breiter sind als oben und daher die überstehenden Ränder das eingebettete Edelmetall festhalten; doch lassen sich[356] auch die aus Gold- oder Silberfäden gebildeten oder aus seinem Blech ausgeschnittenen Ornamente frei auf den aufgerauhten Grund auslegen; ferner kann man den Grund nachträglich durch Ätzung vertiefen, so daß die Zeichnung erhaben bleibt. In Indien, China, Japan ist die T. von alters her bekannt; Theophilus handelt davon im dritten Buch seiner »Schedula« (Kap. 90: »De ferro«); später geriet sie in Vergessenheit, Benv. Cellini entdeckte diese Technik an türkischen Dolchen und ahmte sie nach. Im 16. Jahrh. war die T. besonders für Prachtrüstungen beliebt (Mailand, München, Augsburg etc.), kam jedoch auch bei Gefäßen und Geräten zur Anwendung; durch die Waffenfabrikation erhielt sie sich in Spanien (Eibar im Baskenland) und ist gegenwärtig als Zweig der Goldschmiedekunst wieder allgemein in Übung. Uneigentlich wird auch die jetzt gebräuchliche Verzierung des Eisens und der Bronze auf galvanischem Weg oder vermittelst flüssiger Metallfarben T. genannt. Vgl. »Anleitung für indische Einlegearbeit. Ter Kaschi oder T.« (Münch. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 356-357.
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