Ringen [2]

[176] Ringen, 1) heftige, mit dem Bestreben, ein Hinderniß zu überwinden, verbundene Bewegungen machen; 2) mit Anstrengung aller Kräfte nach etwas streben; 3) (gr. Pale, lat. Lucta), eine von den fünf Kampfarten in den griechischen Kampfspielen. Die Ringer (gr. Palaistai, lat. Luctatores), welche Anfangs mit einem Schurz bedeckt, später ganz nackt waren, bestrichen ihre Körper mit Öl u. suchten sich einer[176] den andern entweder niederzuschwingen, od. ein Bein zu stellen, ihn zu Boden zu werfen u. am Boden festzuhalten. Es begann mit der Orthopale, dem stehenden R., wo man sich mit um den Leib geschlungenen Armen packte, sich rückwärts drängte od. vorwärts zog, an der Gurgel faßte, in die Höhe hob, den Hals umdrehte, die Beine unterschlug, wohl auch die Stirnen an einander schlug etc. Geschlagen mit den Fäusten durfte aber nicht werden. Sieger war, wer den Gegner dreimal niedergeworfen hatte. Wenn der Kampf nach dem Niederwerfen fortgesetzt wurde, was Alindesis hieß, so würgte der Sieger den Unterliegenden, bis derselbe sich als besiegt erklärte, was mit Worten od. durch Aufheben des Spitzfingers geschah. Beim Akrocheirismos faßten sich die Gegner blos mit den Händen u. suchten sich niederzudrücken. War mit dem R. auch der Faustkampf verbunden, so hieß es Pankration, s.d. Wenn die Anzahl der Kämpfer ungleich war, so mußte der Sieger noch einmal mit dem Überzähligen kämpfen. In Rom wurde das R. auch im Circus maximus gehalten. Ringerstatuen finden sich im Capitolinischen Museum zu Rom, eine andere zu Florenz (dem Kephissodoros zugeschrieben); gemalt waren Ringer von Antidotos. Ganz denen der Griechen ähnliche Ringspiele fanden sich auf den Südseeinseln; die Ringer bestrichen sich die Körper mit Fett, hatten um den Leib einen Gurt, faßten sich an den Schultern, schlugen Kopf an Kopf u. gesiegt hatte, wer den Gegner einmal niederwarf; man kämpfte auch noch liegend. Selbst Weiber nahmen Theil am Kampf, entweder unter einander od. auch mit Männern. Auch bei den modernen körperlichen Übungen wird das R. getrieben, s.u. Gymnastik.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 176-177.
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