Stolberg-Wernigerode

[58] Stolberg-Wernigerode, 1) Eberhard, Graf von, geb. 11. März 1810 zu Peterswaldau bei Reichenbach i. S., gest. 8. Aug. 1872 in Johannisbad, Sohn des 1854 gestorbenen Generalleutnants und Ministers Grafen Anton aus der schlesischen Seitenlinie des Hauses S., diente im Heere, verwaltete dann die Fideikommißherrschaft Kreppelhof bei Landeshut in Schlesien, wurde 1853 erbliches Mitglied des Herrenhauses, bald dessen Präsident und war 1867–69 konservatives Mitglied des Reichstags. S. organisierte 1864 die Johanniter-Lazarettpflege und wurde vom König 1866 zum Kommissar und Militärinspektor der freiwilligen Krankenpflege bei der Feldarmee ernannt. In dieser Eigenschaft gründete er den »Preußischen Verein zur Pflege im Feld verwundeter und erkrankter Krieger«. 1869 ward er Oberpräsident von Schlesien.

2) Otto, Fürst von, geb. 30. Okt. 1837 zu Ge dern in Hessen, gest. 19. Nov. 1896 in Wernigerode, Sohn des Erbgrafen Hermann (geb. 30. Sept. 1802, gest. 24. Okt. 1841), folgte seinem Großvater, Grafen Heinrich, 16. Febr. 1854, diente 1859–61 im preußischen Heer, war 1867–73 Oberpräsident von Hannover, seit März 1876 deutscher Botschafter in Wien und wurde 1. Juni 1878 Stellvertreter des Reichskanzlers und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums. Dies Amt legte er 20. Juni 1881 nieder und war 1884–88 Oberstkämmerer und stellvertretender Minister des königlichen Hauses. 1867 bis 1878 Mitglied des Reichstags, 1872–86 Kanzler des Johanniterordens, 1872–77 und wieder seit 1893 Präsident des Herrenhauses und 1875 Vorsitzender der außerordentlichen Generalsynode, gehörte er zu der gemäßigt-konservativen Partei. Er war erster Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Vereine und des preußischen Vereins vom Roten Kreuz.

3) Udo, Graf zu, preuß. Staatsmann, geb. 4. März 1840 in Berlin, Neffe und Erbe von S. 1), studierte die Rechte, machte im Regiment Gardedukorps die Kriege von 1866 (bei Königgrätz verwundet) und 1870/71 mit, war dann einige Zeit Landrat in Landeshut, widmete sich der Verwaltung seiner großen Fideikommißherrschaften Kreppelhof in Schlesien und Dönhofstädt in Ostpreußen und wurde Mitglied des schlesischen Provinziallandtags, des Provinzialausschusses und des Herrenhauses. Dem Reichstag gehörte er 1877–81, 1884–91 und wiederum seit 1895 als konservatives Mitglied an, war 1901–06 erster Vizepräsident und ist seit 1907 Präsident des Reichstages. Von 1891 bis März 1895 war er Oberpräsident der Provinz Ostpreußen.[58]

4) Graf Konstantin zu, geb. 8. Okt. 1843 in Jannowitz im Kreise Schönau (Schlesien), gest. daselbst 27. Mai 1905, Sohn des Grafen Wilhelm (geb. 13. Mai 1807, gest. 6. März 1898, zuletzt Kommandeur des 7. Armeekorps), studierte die Rechte, war 1865–71 Leutnant im Regiment Gardedukorps, widmete sich dann der Landwirtschaft, war 1881–89 Landrat des Kreises Bunzlau, wurde Polizeipräsident in Stettin, 1892 Regierungspräsident in Aurich, 1894 in Merseburg und 1898 als Nachfolger Bennigsens Oberpräsident von Hannover. Nach seinem Rücktritt 1902 lebte S. auf seiner Besitzung Jannowitz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 58-59.
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